Inhaltsangabe/Zusammenfassung
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (geb. 1776 in Königsberg, gest. 1822 in Berlin) war einer der wichtigsten literarischen Vertreter der deutschen Hochromantik. Er schuf ein umfangreiches erzählerisches Werk, das bis heute mit Schauerromanen wie „Die Elixiere des Teufels“ und Kunstmärchen wie „Der Sandmann“ große Bedeutung in der Weltliteratur hat. Die von den Romantikern in den Stand einer neuen literarischen Gattung erhobene Form des Kunstmärchens war es auch, die Hoffmann zu seinem erstmals 1814 erschienen, in zwölf Vigilien unterteilten Text „Der goldne Topf“ inspirierte.
Wie in vielen anderen Texten Hoffmanns drängen sich im goldnen Topf das Abgründige und das Phantastische in die Alltagsrealität des Protagonisten, des Dresdner Studenten Anselmus. Der Kampf zwischen Licht und Schatten, die Projektion als Technik zur Romantisierung der Welt, Ich-Auflösung und das Überschreiten der Grenzen des Verstandes - in Hoffmanns „Märchen aus der neuen Zeit“ begegnen uns zahlreiche für die Epoche der Romantik typische Themen und Motive.
Kapitelübersicht
Erste Vigilie
Am Himmelfahrtstag rennt der Student Anselmus in Dresden eine alte Marktfrau um, die einen Korb mit Äpfeln trägt. Zwar bezahlt Anselmus den entstandenen Schaden. Trotzdem verwünscht die Alte ihn. Gegen Abend legt er sich unter einen Holunderbusch an der Elbe, um seine Tollpatschigkeit zu beklagen. In dem Busch entdeckt er drei Schlangen, die ihn flüsternd in ihren Bann ziehen. Insbesondere die Schlange mit den blauen Augen hat es Anselmus angetan. Die Schlangen verschwinden schließlich mit einem grünen Feuerzauber im Fluss.
Zweite Vigilie
Gemeinsam mit dem Konrektor Paulmann, dessen Tochter Veronika und dem Registrator Heerbrand geht Anselmus auf eine Elbfahrt. Im Wasser des Flusses sieht er erneut die Schlangen und will sich in die Fluten stürzen. Mit knapper Not hält man ihn ab. Beim Abendessen erhält Anselmus eine Offerte: als Kopist beim Archivarius Lindhorst anzufangen. Am nächsten Morgen dort eintreffend, glaubt er beim Anklopfen die alte Marktfrau zu sehen und fällt in eine tiefe Ohnmacht. Er erwacht in seinem eigenen Bett.
Dritte Vigilie
Wenig später treffen sich der Archivarius Lindhorst und Anselmus vermittelt durch den ebenfalls anwesenden Registrator Heerbrand doch noch zum Kennenlernen in einem Kaffeehaus. Lindhorst gibt in größerer Runde eine phantastische Geschichte zum besten, die ihn als direkten Nachfahren einer mystischen Feuerlilie ausweist. Weil Anselmus sich von dieser Geschichte fasziniert und als einziger der Anwesenden bereit zeigt, ihr Glauben zu schenken, bekräftigt Lindhorst sein Angebot, der junge Student möge als Kopist in seine Dienste treten.
Vierte Vigilie
Anselmus verbummelt es, sich erneut bei Lindhorst einzustellen. Um sich seiner schönen Begegnung mit den Schlangen zu erinnern, pilgert er eines Tages zu dem Holunderbusch und trifft dort überraschend auf den Archivarius. Lindhorst vertraut Anselmus an, der Vater der drei Schlangen zu sein, und beweist seine Behauptung mithilfe von allerlei Zauber und weiteren Geschichten über seine Abstammung. Die blauäugige Schlange heiße Serpentina. Lindhorst warnt ihn vor dem Marktweib und bestellt ihn für den nächsten Tag zur Arbeit zu sich.
Fünfte Vigilie
Der Leser erfährt, dass die Tochter des Konrektoren Paulmann, Veronika, innige Liebe für Anselmus verspürt. Sie sieht in Anselmus einen Mann von großer Zukunft und sich selbst als die Frau an seiner Seite. Um sich dessen zu vergewissern, sucht Veronika eine Wahrsagerin auf. Diese - es handelt sich um das alte Marktweib - sagt ihr voraus, Anselmus werde nicht sie, sondern die Schlange Serpentina ehelichen. Es sei jedoch möglich, dies durch allerlei magische Ränke zu verhindern.
Sechste Vigilie
Am nächsten Morgen tritt Anselmus seine Stelle in Lindhorsts Haus an. Neben anderen Wunderlichkeiten entdeckt er in einem blauen Gemach von überaus pompöser Ausstattung einen goldenen Topf. Hineinschauend sieht er märchenhafte, ihn verzückende Welten. Lindhorst präsentiert Anselmus den Topf als die Mitgift seiner Tochter Serpentina. Außerdem leitet er ihn an, Texte in einer dem Anselmus ganz fremden Schrift zu kopieren. Er dürfe dabei aber keinesfalls mit der Tinte klecksen. Anselmus macht sich mit Feuereifer an die Arbeit.
Siebte Vigilie
Der Leser wird Zeuge eines bizarren nächtlichen Zaubers, den das alte Marktweib zelebriert, um einen Spiegel für Veronika herzustellen. Veronika ist dabei. Die Alte hat das Mädchen völlig in ihren Bann geschlagen, weil sie dem Mädchen von Mal zu Mal auch in der Gestalt ihres früheren Kindermädchens erscheint. Als Veronika am anderen Morgen in ihrem Bett aufwacht, trägt sie einen Spiegel in Form eines Schmuckstücks an einer Kette um ihren Hals.
Achte Vigilie
Weil er seine Arbeit überaus geschickt verrichtet und selbst beginnt, die fremde Sprache zu verstehen, betraut Lindhorst Anselmus mit der Abschrift eines Dokumentes von sehr hohem Wert. Anselmus bekommt bei seiner Arbeit jetzt öfter Besuch von Serpentina, die ihm erzählt, dass ihr Vater eigentlich kein Mensch, sondern ein vom Geisterfürst Phosphorus verzauberter Salamander sei. Ein aus Atlantis verbannter Elementargeist. Der Zauber könne nur von ihm abfallen, wenn er seine Töchter an Männer mit ausgeprägtem Empfinden für Übersinnliches verheirate.
Neunte Vigilie
Nach langer Zeit ist Anselmus wieder einmal Gast bei Paulmann. Sobald sein Blick in den kleinen Spiegel um Veronikas Hals fällt, scheint ihm plötzlich klar: Er liebt nur dieses Mädchen, alles andere war ein Produkt seiner überreizten Phantasie. Es herrscht herzliches Einvernehmen, die Männer zechen. Betrunken ist Anselmus wieder unsicher, was seine Liebe zu Serpentina angeht. Am nächsten Tag ist er verkatert, er kleckst bei der Arbeit mit der Tinte und wird zur Strafe in eine Flasche aus Kristall gebannt.
Zehnte Vigilie
Nun geht es hoch her. Der in der Flasche eingeschlossene Anselmus begreift, dass das alte Marktweib nach Belieben seine Gestalt verändern kann, den goldenen Topf aus dem blauen Gemach entwenden und Serpentina den Garaus machen will. Er weiß jetzt, dass er nur Serpentina liebt, kann sich aber nicht aus dem Kristall befreien, um ihr beizustehen. Nach einem dramatischen Kampf zwischen der Alten und Lindhorst obsiegt der Archivarius schließlich. Anselmus ist frei, er und Serpentina fallen einander in die Arme.
Elfte Vigilie
Das Leben in Dresden geht weiter, auch wenn der Student Anselmus spurlos verschwunden ist. Der von der Freundschaft enttäuschte Paulmann trauert ihm nicht nach und hat ihn außerdem im Verdacht, ein Satansjünger zu sein. Auch Veronika vermisst den Anselmus nicht, denn der ehrgeizige Registrator Heerbrand ist unterdessen zum Hofrat avanciert. Als er sie bittet, ihre Frau zu werden, willigt sie überglücklich ein.
Zwölfte Vigilie
Anselmus und Serpentina leben nun im sagenhaften Atlantis, aus Anselmus ist ein Dichter geworden. Der Erzähler schließt seinen Bericht über das Schicksal des Anselmus, indem er darstellt, wie er selbst dazu kam, die Geschichte aufzuschreiben. Der Leser erfährt, dass der Erzähler dazu direkte Hilfe vom Archivarius Lindhorst selbst erhalten hat und von diesem sogar angesichts einer Schreibblockade dazu aufgefordert wurde, sich zum Scheiben in seinem Hause einzufinden und dort getrost die inspirierende Atmosphäre des blauen Gemachs zu nutzen.