Autor/in: Friedrich Dürrenmatt Epoche: Gegenwartsliteratur / Literatur der Postmoderne
Die nachfolgende Inhaltsangabe und Aktzusammenfassung bezieht sich auf das Gesamtwerk von Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“. Es wurde je Akt eine kurze Zusammenfassung erstellt. Neben der Zusammenfassung aller Akte wurden jeweils noch Überschriften bzw. Titel ergänzt.
Inhaltsangabe/Zusammenfassung
„Der Besuch der alten Dame“ ist eines der bekanntesten Werke von Friedrich Dürrenmatt. Der Schweizer Autor lebte von 1921 bis 1990 und schrieb in dieser Zeit dutzende Theaterstücke und Prosatexte. Zudem ist er für seine Dramentheorie bekannt geworden. Ähnlich wie Brecht vertrat Dürrenmatt die These, dass Theater den Zuschauer zum Nachdenken anregen solle. Im Zuge seiner Dramentheorie entwickelte er die Form Tragikomödie, die Elemente der Komödie und Tragödie verbindet. Diesem Typus gehört auch „Der Besuch der alten Dame“ an. Das Theaterstück in drei Akten wurde am 29. Januar 1956 am Schauspielhaus Zürich uraufgeführt und begründete Dürrenmatts internationalen Erfolg. Das Werk entstand in der Nachkriegszeit während des Wirtschaftswunders, das in der neutralen Schweiz durch einen noch größeren ökonomischen Boom als in Deutschland gekennzeichnet war. Dadurch gewannen Geld und Reichtum einen immer größeren Stellenwert in der Bevölkerung. Dies kritisiert der Dramatiker Dürrenmatt in „Der Besuch der alten Dame“. Das Stück behandelt die Geldgier und Käuflichkeit der Menschen, indem es zeigt, wie schnell sie angesichts großen versprochenen Wohlstandes ohne schlechtes Gewissens ihre moralischen Prinzipien aufgeben. Entsprechend seiner Dramentheorie verwendet Friedrich Dürrenmatt in der Geschichte Verfremdungen und Hyperbeln1.
Die Vorgeschichte und das unmoralische Angebot zur Rettung der Kleinstadt Güllen
„Der Besuch der alten Dame“ spielt in der verarmten und verwahrlosten Kleinstadt Güllen. Am Bahnhof warten einige Einwohner auf den angekündigten Besuch der Milliardärin Claire Zachanassian, die in Güllen als Klara „Kläri“ Wäscher aufgewachsen ist. Der Bürgermeister will, dass Claires Jugendliebe Alfred Ill sie zu einer Spende in Millionen-Höhe motiviert. Der Krämer Alfred ist einer der beliebtesten Einwohner Güllens und wird als Nachfolger für das Amt des Bürgermeisters gehandelt. Kurz darauf trifft die aufgedonnerte Claire zusammen mit ihrem Butler und ihrem siebten Ehemann ein. Im Gepäck hat sie zahlreiche Koffer und einen Sarg. In der Stadt lässt sie sich von zwei ehemaligen Sträflingen in einer Sänfte durch die Gegend tragen. Alfred und Claire besuchen Orte ihrer gemeinsamen Vergangenheit, wobei sie der Stadt Geld in Aussicht stellt. Beim öffentlichen Empfang in der Stadt kündigt Claire an, Güllen eine Milliarde zu schenken, die jeweils zur Hälfte an die Stadt und zur Hälfte an die Einwohner gehen soll. Einzige Bedingung: Jemand muss Alfred töten. Vor 45 Jahren schwängerte er die junge Claire, bestritt aber die Vaterschaft und manipulierte das Gericht, woraufhin Claire ausgestoßen wurde. In dem Tauschgeschäft Geld gegen Mord sieht sie einen Ausgleich für die Ungerechtigkeit. Der Bürgermeister lehnt das Angebot ab.
2. Akt – Das Blatt wendet sich
Die Bürger von Güllen verschulden sich und die Stimmung droht gegen Alfred zu kippen
Alfred arbeitet mit seiner Tochter und seinem Sohn in seinem Krämerladen, während er beobachtet, wie Claire eine Beerdigung vorbereiten lässt. Der Unterstützung von Güllen fühlt er sich jedoch sicher. Claire hat sich mittlerweile von ihrem Mann getrennt und ist mit Gatten Nummer acht liiert. Sie beobachtet die Geschehnisse in Güllen vom Balkon ihres Hotelzimmers. Nach und nach kommen Kunden in den Krämerladen und kaufen teure Waren, die sie nicht bezahlen können, aber bei Alfred anschreiben lassen. Die Bürger machen immer mehr Schulden, der Polizist führt einen Auftrag für Claire aus und der Pfarrer fordert Alfred zur Flucht auf. Alfred fühlt sich zunehmend isoliert und versucht, die Stadt mit dem Zug zu verlassen. Jedoch bricht er am Bahnhof zusammen und der Zug fährt ohne ihn ab.
3. Akt – Die Schicksalsfrage
Alfred wird in die Enge getrieben und lässt die Bürger über sein Schicksal entscheiden
Claire hat zum neunten Mal geheiratet und sich sofort wieder scheiden lassen. Da sich die Menschen immer stärker verschuldet haben, bitten der Lehrer und der Arzt Claire um Investitionen in die Stadt. Allerdings stellt sich heraus, dass die Milliardärin bereits alle Häuser und Betriebe in Güllen aufkaufen und stilllegen ließ. Damit erhöht sie den Druck auf die Bevölkerung, ihrem Angebot doch noch zuzustimmen. Die Bürger, darunter auch Alfreds Frau Mathilde, wenden sich nach und nach gegen Alfred und verurteilen ihn für sein Verhalten gegenüber Claire. Vor einer Gemeindeversammlung, bei der Alfreds Fall besprochen werden soll, bringt ihm der Bürgermeister ein geladenes Gewehr. Alfred lehnt einen Selbstmord ab, stimmt aber zu, das Urteil des Gemeindegerichts anzuerkennen. Bei der Verhandlung stimmen die Bürger von Güllen für Claires Angebot. Nachdem die anwesenden Journalisten und Frauen den Saal verlassen haben, drängen sich die Männer von Güllen schweigend immer dichter um Alfred. Er stirbt. Der Bürgermeister verkündet als Todesursache „Tod aus Freude“, bevor der Leichnam an Claire übergeben wird. Sie überreicht dem Bürgermeister den versprochenen Scheck. Zusammen mit ihren Dienern und der Leiche Alfreds im mitgebrachten Sarg verlässt Claire die Stadt ohne erkennbare Gefühlsregung.
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