Inhaltsangabe/Zusammenfassung
Die Novelle „Das Schloss Dürande“ des bedeutenden deutschen Schriftstellers Joseph von Eichendorff erschien erstmals im Jahr 1836. Die Handlung spielt in der zweiten Phase der Französischen Revolution, vor der Hinrichtung Ludwigs XVI. im Jahr 1793. Das Werk gehört zur literarischen Epoche der Romantik. In diesem Sinne wurde der politische Gehalt von der zeitgenössischen Rezeption übersehen oder verdrängt: Vielmehr stellten die Kritiker die Liebesgeschichte des Romantikers in den Fokus. In der charakteristisch gefühlsbetonten Sprache erzählt Eichendorff die Geschichte der jungen bürgerlichen Gabriele. Sie folgt ihrem adligen Geliebten, während ihr Bruder, der Jäger Renald, sie für ver- und entführt hält und gegen den jungen Grafen Dürande um sie kämpft. In der Novelle steckt allerdings eine warnende Stellungnahme zur Revolution. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts erhielt die Schilderung des revolutionären Aufruhrs die gebührende Aufmerksamkeit.
Übersicht
Erster Abschnitt - Exposition
In einem Tal der Provence liegt das Schloss Dürande. Dem alten Grafen Dürande dient der Jäger Renald, der in einem nahegelegenen Jägerhaus mit einer jungen Frau lebt: seiner Schwester Gabriele. Für sie empfindet Renald ein tiefes Verantwortungsgefühl.
Jedoch hegt er den Verdacht, ein junger Mann versuche sich der Schwester zu nähern. Als er eines Abends im Wald glaubt, Zeuge eines solchen Stelldicheins zu werden, schießt er auf den Mann. Er verfehlt ihn jedoch und streift stattdessen Gabriele. Da sie beteuert, nicht zu wissen, wer ihr junger Verehrer sei, schickt Renald die Schwester auf einige Zeit ins Kloster.
Dort fügt sich Gabriele den Umständen. Allerdings erzählt sie eines Abends ein Märchen von einer jungen Prinzessin, die aus einer verwunschenen Burg zu ihrem Geliebten fliehen will. Im Kloster erscheint nach einer Weile ein Mann - der junge Graf Hippolyt von Dürande. Kaum vierzehn Tage später ist Gabriele verschwunden.
Renald ist überzeugt, Hippolyt habe Gabriele nach Paris entführt. Er reist daher ebenfalls in die Stadt an der Seine. Als er die Schwester zunächst vergebens bei einem Vetter sucht, trifft er dort auf einen verwegen wirkenden Revolutionär. Dieser Mann gibt Renald einen Zettel für den jungen Grafen und meint, die Botschaft könne Renald von Nutzen sein.
Zweiter Abschnitt - Wendepunkt
In Paris ist der junge Graf Hippolyt aufgebracht durch die Neuigkeiten von Revolution und Jakobinern. Gelangweilt vom Wohlstand käme ihm ein Krieg recht unterhaltsam vor. In diesen Gedanken unterbricht ihn Renalds Besuch im Hotelzimmer.
Der Graf erkennt in dem Jäger jenen Mann, der eines Nachts im Wald auf ihn geschossen hat. Allerdings bringt Renald ehrerbietig seine Frage nach der verlorenen Schwester vor. Nach einer ersten spontanen Regung gibt sich Hippolyt jedoch unbeteiligt und verhöhnt seinen Besucher. Renald bemerkt allerdings ein Taschentuch der Schwester auf einem Tisch. Um doch noch alles im Guten zu lösen, übergibt er den Zettel des revolutionär gesinnten Mannes aus dem Volk. Der Graf gerät in Rage, versichert, sich nicht drohen zu lassen und jagt Gabrieles Bruder davon. Beim Weggehen glaubt Renald, die Schwester singen zu hören. Verzweifelt ruft er nach ihr, aber ohne Antwort.
Als Renald auch bei zahlreichen Advokaten kein Gehör findet, betrachtet er einen Appell an König Ludwig XVI. als letzten Ausweg. Im Garten von Versailles will er seine Bittschrift persönlich dem Monarchen übergeben. Dort erblickt er den jungen Grafen Dürande im Gefolge: Davon abgelenkt, gelingt es dem Jäger nicht rechtzeitig, zum König vorzudringen. Stattdessen wird er von einem Leibwächter zurückgedrängt. Hippolyt bemerkt den Vorfall, erklärt Renald für wahnsinnig und lässt ihn in ein Irrenhaus abführen.
Dritter Abschnitt - Eskalation und Lösung
Nach mehreren Monaten in der Pariser Anstalt gelingt Renald die Flucht. Er kehrt zu seinem Jägerhaus zurück. Doch der alte Graf hat bereits einen neuen Jäger einziehen lassen. Somit nimmt Renald nur sein Gewehr und seinen treuen Hund mit und zieht weiter.
In der Ferne des Schlosses sind schon erste Brände des revolutionären Aufruhrs zu erkennen. Der alte Graf Dürande hat durch den neuen Jäger im Eckturm des Schlosses bereits Sprengstoff zur Verteidigung ansammeln lassen. Alt und krank stirbt er jedoch in der Aufregung, als er von Renalds Rückkehr erfährt.
Sein Sohn Hippolyt kehrt aus Paris zurück. Kurz darauf dringen die Rebellen ins Schloss ein: Der neue Jäger hat sie verräterisch eingelassen. Da erscheint Gabriele im Schloss. Sie hat sich als Hippolyt verkleidet, um ihm so zur Flucht zu verhelfen und die Gewehrkugeln der Aufständigen auf sich zu lenken. Als der Graf Gabriele seine tiefe Liebe gesteht, bemerkt, dass sie bereits tödlich verwundet ist. In demselben Augenblick trifft auch ihn eine Kugel.
Von Gabrieles Vertrautem, dem Schlosswärter Nicolo, erfährt Renald, dass er mit seinen Schüssen nicht nur den jungen Grafen, sondern auch seine Schwester getötet hat. Nicolo berichtet auch, dass Gabriele dem Grafen aus Liebe nach Paris gefolgt ist, als Gärtnerbursche verkleidet und ohne dass Hippolyt davon gewusst hat. Der schlagartig ergraute Renald steckt daraufhin mit einer Fackel der Aufrührer das Anwesen in Flammen. Durch den gelagerten Sprengstoff stürzt das Schloss Dürande zu Trümmern zusammen. Renald ist von nun an verschwunden.