
Gedicht: Das Lied von der Glocke / Die Glocke (1797, genaue Entstehungszeit unbekannt)
Autor
: Friedrich SchillerEpoche
: Weimarer KlassikStrophen
: 19,Verse
: 426Verse pro Strophe
: 1-8, 2-12, 3-8, 4-12, 5-8, 6-31, 7-8, 8-59, 9-8, 10-72, 11-8, 12-31, 13-8, 14-61, 15-8, 16-40, 17-8, 18-28, 19-8Vivos voco. Mortuos plango. Fulgura frango.
(Anm. d. Red.: der lateinische Ausspruch bedeutet „Die Lebenden ruf’ ich. Die Toten beklag’ ich. Die Blitze brech’ ich.“)
Fest gemauert in der Erden | ||
Steht die Form, aus Lehm gebrannt. | ||
Heute muß die Glocke werden. | ||
Frisch Gesellen, seid zur Hand. | ||
Von der Stirne heiß | ||
Rinnen muß der Schweiß, | ||
Soll das Werk den Meister loben, | ||
Doch der Segen kommt von oben. | ||
Zum Werke, das wir ernst bereiten, | ||
Geziemt sich wohl ein ernstes Wort; | ||
Wenn gute Reden sie begleiten, | ||
Dann fließt die Arbeit munter fort. | ||
So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachten, | ||
Was durch die schwache Kraft entspringt, | ||
Den schlechten Mann muß man verachten, | ||
Der nie bedacht, was er vollbringt. | ||
Das ist's ja, was den Menschen zieret, | ||
Und dazu ward ihm der Verstand, | ||
Daß er im innern Herzen spüret, | ||
Was er erschafft mit seiner Hand. | ||
Nehmet Holz vom Fichtenstamme, | ||
Doch recht trocken laßt es sein, | ||
Daß die eingepreßte Flamme | ||
Schlage zu dem Schwalch hinein. | ||
Kocht des Kupfers Brei, | ||
Schnell das Zinn herbei, | ||
Daß die zähe Glockenspeise | ||
Fließe nach der rechten Weise. | ||
Was in des Dammes tiefer Grube | ||
Die Hand mit Feuers Hülfe baut, | ||
Hoch auf des Turmes Glockenstube | ||
Da wird es von uns zeugen laut. | ||
Noch dauern wird's in späten Tagen | ||
Und rühren vieler Menschen Ohr | ||
Und wird mit dem Betrübten klagen | ||
Und stimmen zu der Andacht Chor. | ||
Was unten tief dem Erdensohne | ||
Das wechselnde Verhängnis bringt, | ||
Das schlägt an die metallne Krone, | ||
Die es erbaulich weiterklingt. | ||
Weiße Blasen seh ich springen, | ||
Wohl! Die Massen sind im Fluß. | ||
Laßt's mit Aschensalz durchdringen, | ||
Das befördert schnell den Guß. | ||
Auch von Schaume rein | ||
Muß die Mischung sein, | ||
Daß vom reinlichen Metalle | ||
Rein und voll die Stimme schalle. | ||
Denn mit der Freude Feierklange | ||
Begrüßt sie das geliebte Kind | ||
Auf seines Lebens erstem Gange, | ||
Den es in Schlafes Arm beginnt; | ||
Ihm ruhen noch im Zeitenschoße | ||
Die schwarzen und die heitern Lose, | ||
Der Mutterliebe zarte Sorgen | ||
Bewachen seinen goldnen Morgen.- | ||
Die Jahre fliehen pfeilgeschwind. | ||
Vom Mädchen reißt sich stolz der Knabe, | ||
Er stürmt ins Leben wild hinaus, | ||
Durchmißt die Welt am Wanderstabe. | ||
Fremd kehrt er heim ins Vaterhaus, | ||
Und herrlich, in der Jugend Prangen, | ||
Wie ein Gebild aus Himmelshöhn, | ||
Mit züchtigen, verschämten Wangen | ||
Sieht er die Jungfrau vor sich stehn. | ||
Da faßt ein namenloses Sehnen | ||
Des Jünglings Herz, er irrt allein, | ||
Aus seinen Augen brechen Tränen, | ||
Er flieht der Brüder wilder Reihn. | ||
Errötend folgt er ihren Spuren | ||
Und ist von ihrem Gruß beglückt, | ||
Das Schönste sucht er auf den Fluren, | ||
Womit er seine Liebe schmückt. | ||
O! zarte Sehnsucht, süßes Hoffen, | ||
Der ersten Liebe goldne Zeit, | ||
Das Auge sieht den Himmel offen, | ||
Es schwelgt das Herz in Seligkeit. | ||
O! daß sie ewig grünen bliebe, | ||
Die schöne Zeit der jungen Liebe! | ||
Wie sich schon die Pfeifen bräunen! | ||
Dieses Stäbchen tauch ich ein, | ||
Sehn wir's überglast erscheinen, | ||
Wird's zum Gusse zeitig sein. | ||
Jetzt, Gesellen, frisch! | ||
Prüft mir das Gemisch, | ||
Ob das Spröde mit dem Weichen | ||
Sich vereint zum guten Zeichen. | ||
Denn wo das Strenge mit dem Zarten, | ||
Wo Starkes sich und Mildes paarten, | ||
Da gibt es einen guten Klang. | ||
Drum prüfe, wer sich ewig bindet, | ||
Ob sich das Herz zum Herzen findet! | ||
Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang. | ||
Lieblich in der Bräute Locken | ||
Spielt der jugfräuliche Kranz, | ||
Wenn die hellen Kirchenglocken | ||
Laden zu des Festes Glanz. | ||
Ach! des Lebens schönste Feier | ||
Endigt auch den Lebensmai, | ||
Mit dem Gürtel, mit dem Schleier | ||
Reißt der schöne Wahn entzwei. | ||
Die Leidenschaft flieht! | ||
Die Liebe muß bleiben, | ||
Die Blume verblüht, | ||
Die Frucht muß treiben. | ||
Der Mann muß hinaus | ||
Ins feindliche Leben, | ||
Muß wirken und streben | ||
Und pflanzen und schaffen, | ||
Erlisten, erraffen, | ||
Muß wetten und wagen, | ||
Das Glück zu erjagen. | ||
Da strömet herbei die unendliche Gabe, | ||
Es füllt sich der Speicher mit köstlicher Habe, | ||
Die Räume wachsen, es dehnt sich das Haus. | ||
Und drinnen waltet | ||
Die züchtige Hausfrau, | ||
Die Mutter der Kinder, | ||
Und herrschet weise | ||
Im häuslichen Kreise, | ||
Und lehret die Mädchen | ||
Und wehret den Knaben, | ||
Und reget ohn Ende | ||
Die fleißigen Hände, | ||
Und mehrt den Gewinn | ||
Mit ordnendem Sinn. | ||
Und füllet mit Schätzen die duftenden Laden, | ||
Und dreht um die schnurrende Spindel den Faden, | ||
Und sammelt im reinlich geglätteten Schrein | ||
Die schimmernde Wolle, den schneeigten Lein, | ||
Und füget zum Guten den Glanz und den Schimmer, | ||
Und ruhet nimmer. | ||
Und der Vater mit frohem Blick | ||
Von des Hauses weitschauendem Giebel | ||
Überzählet sein blühend Glück, | ||
Siehet der Pfosten ragende Bäume | ||
Und der Scheunen gefüllte Räume | ||
Und die Speicher, vom Segen gebogen, | ||
Und des Kornes bewegte Wogen, | ||
Rühmt sich mit stolzem Mund: | ||
Fest, wie der Erde Grund, | ||
Gegen des Unglücks Macht | ||
Steht mir des Hauses Pracht! | ||
Doch mit des Geschickes Mächten | ||
Ist kein ewger Bund zu flechten, | ||
Und das Unglück schreitet schnell. | ||
Wohl! nun kann der Guß beginnen, | ||
Schön gezacket ist der Bruch. | ||
Doch bevor wir's lassen rinnen, | ||
Betet einen frommen Spruch! | ||
Stoßt den Zapfen aus! | ||
Gott bewahr das Haus! | ||
Rauchend in des Henkels Bogen | ||
Schießt's mit feuerbraunen Wogen. | ||
Wohtätig ist des Feuers Macht, | ||
Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht, | ||
Und was er bildet, was er schafft, | ||
Das dankt er dieser Himmelskraft, | ||
Doch furchtbar wird die Himmelskraft, | ||
Wenn sie der Fessel sich entrafft, | ||
Einhertritt auf der eignen Spur | ||
Die freie Tochter der Natur. | ||
Wehe, wenn sie losgelassen | ||
Wachsend ohne Widerstand | ||
Durch die volkbelebten Gassen | ||
Wälzt den ungeheuren Brand! | ||
Denn die Elemente hassen | ||
Das Gebild der Menschenhand. | ||
Aus der Wolke | ||
Quillt der Segen, | ||
Strömt der Regen, | ||
Aus der Wolke, ohne Wahl, | ||
Zuckt der Strahl! | ||
Hört ihr's wimmern hoch vom Turm? | ||
Das ist Sturm! | ||
Rot wie Blut | ||
Ist der Himmel, | ||
Das ist nicht des Tages Glut! | ||
Welch Getümmel | ||
Straßen auf! | ||
Dampf wallt auf! | ||
Flackernd steigt die Feuersäule, | ||
Durch der Straße lange Zeile | ||
Wächst es fort mit Windeseile, | ||
Kochend wie aus Ofens Rachen | ||
Glühn die Lüfte, Balken krachen, | ||
Pfosten stürzen, Fenster klirren, | ||
Kinder jammern, Mütter irren, | ||
Tiere wimmern | ||
Unter Trümmern, | ||
Alles rennet, rettet, flüchtet, | ||
Taghell ist die Nacht gelichtet, | ||
Durch der Hände lange Kette | ||
Um die Wette | ||
Fliegt der Eimer, hoch im Bogen | ||
Sprützen Quellen, Wasserwogen. | ||
Heulend kommt der Sturm geflogen, | ||
Der die Flamme brausend sucht. | ||
Prasselnd in die dürre Frucht | ||
Fällt sie in des Speichers Räume, | ||
In der Sparren dürre Bäume, | ||
Und als wollte sie im Wehen | ||
Mit sich fort der Erde Wucht | ||
Reißen, in gewaltger Flucht, | ||
Wächst sie in des Himmels Höhen | ||
Riesengroß! | ||
Hoffnungslos | ||
Weicht der Mensch der Götterstärke, | ||
Müßig sieht er seine Werke | ||
Und bewundernd untergehn. | ||
Leergebrannt | ||
Ist die Stätte, | ||
Wilder Stürme rauhes Bette, | ||
In den öden Fensterhöhlen | ||
Wohnt das Grauen, | ||
Und des Himmels Wolken schauen | ||
Hoch hinein. | ||
Einen Blick | ||
Nach den Grabe | ||
Seiner Habe | ||
Sendet noch der Mensch zurück – | ||
Greift fröhlich dann zum Wanderstabe. | ||
Was Feuers Wut ihm auch geraubt, | ||
Ein süßer Trost ist ihm geblieben, | ||
Er zählt die Haupter seiner Lieben, | ||
Und sieh! ihm fehlt kein teures Haupt. | ||
In die Erd ist's aufgenommen, | ||
Glücklich ist die Form gefüllt, | ||
Wird's auch schön zutage kommen, | ||
Daß es Fleiß und Kunst vergilt? | ||
Wenn der Guß mißlang? | ||
Wenn die Form zersprang? | ||
Ach! vielleicht indem wir hoffen, | ||
Hat uns Unheil schon getroffen. | ||
Dem dukeln schoß der heilgen Erde | ||
Vertrauen wir der Hände Tat, | ||
Vertraut der Sämann seine Saat | ||
Und hofft, daß sie entkeimen werde | ||
Zum Segen, nach des Himmels Rat. | ||
Noch köstlicheren Samen bergen | ||
Wir trauernd in der Erde Schoß | ||
Und hoffen, daß er aus den Särgen | ||
Erblühen soll zu schönerm Los. | ||
Von dem Dome, | ||
Schwer und bang, | ||
Tönt die Glocke | ||
Grabgesang. | ||
Ernst begleiten ihre Trauerschläge | ||
Einen Wandrer auf dem letzten Wege. | ||
Ach! die Gattin ist's, die teure, | ||
Ach! es ist die treue Mutter, | ||
Die der schwarze Fürst der Schatten | ||
Wegführt aus dem Arm des Gatten, | ||
Aus der zarten Kinder Schar, | ||
Die sie blühend ihm gebar, | ||
Die sie an der treuen Brust | ||
Wachsen sah mit Mutterlust – | ||
Ach! des Hauses zarte bande | ||
Sind gelöst auf immerdar, | ||
Denn sie wohnt im Schattenlande, | ||
Die des Hauses Mutter war, | ||
Denn es fehlt ihr treues Walten, | ||
Ihre Sorge wacht nicht mehr, | ||
An verwaister Stätte schalten | ||
Wird die Fremde, liebeleer. | ||
Bis die Glocke sich verkühlet, | ||
Laßt die strenge Arbeit ruhn, | ||
Wie im Laub der Vogel spielet, | ||
Mag sich jeder gütlich tun. | ||
Winkt der Sterne Licht, | ||
Ledig aller Pflicht | ||
Hört der Pursch die Vesper schlagen, | ||
Meister muß sich immer plagen. | ||
Munter fördert seine Schritte | ||
Fern im wilden Forst der Wandrer | ||
Nach der lieben Heimathütte. | ||
Blökend ziehen | ||
Heim die Schafe, | ||
Und der Rinder | ||
Breitgestirnte, glatte Scharen | ||
Kommen brüllend, | ||
Die gewohnten Ställe füllend. | ||
Schwer herein | ||
Schwankt der Wagen, | ||
Kornbeladen, | ||
Bunt von Farben | ||
Auf den Garben | ||
Liegt der Kranz, | ||
Und das junge Volk der Schnitter | ||
Fliegt zum Tanz. | ||
Markt und Straße werden stiller, | ||
Um des Lichts gesellge Flamme | ||
Sammeln sich die Hausbewohner, | ||
Und das Stadttor schließt sich knarrend. | ||
Schwarz bedecket | ||
Sich die Erde, | ||
Doch den sichern Bürger schrecket | ||
Nicht die Nacht, | ||
Die den Bösen gräßlich wecket, | ||
Denn das Auge des Gesetzes wacht. | ||
Heilge Ordnung, segenreiche | ||
Himmelstochter, die das Gleiche | ||
Frei und leicht und freudig bindet, | ||
Die der Städte Bau begründet, | ||
Die herein von den Gefilden | ||
Rief den ungesellgen Wilden, | ||
Eintrat in der Menschen Hütten, | ||
Sie gewöhnt zu sanften Sitten | ||
Und das teuerste der Bande | ||
Wob, den Trieb zum Vaterlande! | ||
Tausend fleißge Hände regen, | ||
helfen sich in munterm Bund, | ||
Und in feurigem Bewegen | ||
Werden alle Kräfte kund. | ||
Meister rührt sich und Geselle | ||
In der Freiheit heilgem Schutz. | ||
Jeder freut sich seiner Stelle, | ||
Bietet dem Verächter Trutz. | ||
Arbeit ist des Bürgers Zierde, | ||
Segen ist der Mühe Preis, | ||
Ehrt den König seine Würde, | ||
Ehret uns der Hände Fleiß. | ||
Holder Friede, | ||
Süße Eintracht, | ||
Weilet, weilet | ||
Freundlich über dieser Stadt! | ||
Möge nie der Tag erscheinen, | ||
Wo des rauhen Krieges Horden | ||
Dieses stille Tal durchtoben, | ||
Wo der Himmel, | ||
Den des Abends sanfte Röte | ||
Lieblich malt, | ||
Von der Dörfer, von der Städte | ||
Wildem Brande schrecklich strahlt! | ||
Nun zerbrecht mir das Gebäude, | ||
Seine Absicht hat's erfüllt, | ||
Daß sich Herz und Auge weide | ||
An dem wohlgelungnen Bild. | ||
Schwingt den Hammer, schwingt, | ||
Bis der Mantel springt, | ||
Wenn die Glock soll auferstehen, | ||
Muß die Form in Stücke gehen. | ||
Der Meister kann die Form zerbrechen | ||
Mit weiser Hand, zur rechten Zeit, | ||
Doch wehe, wenn in Flammenbächen | ||
Das glühnde Erz sich selbst befreit! | ||
Blindwütend mit des Donners Krachen | ||
Zersprengt es das geborstne Haus, | ||
Und wie aus offnem Höllenrachen | ||
Speit es Verderben zündend aus; | ||
Wo rohe Kräfte sinnlos walten, | ||
Da kann sich kein Gebild gestalten, | ||
Wenn sich die Völker selbst befrein, | ||
Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn. | ||
Weh, wenn sich in dem Schoß der Städte | ||
Der Feuerzunder still gehäuft, | ||
Das Volk, zerreißend seine Kette, | ||
Zur Eigenhilfe schrecklich greift! | ||
Da zerret an der Glocken Strängen | ||
Der Aufruhr, daß sie heulend schallt | ||
Und, nur geweiht zu Friedensklängen, | ||
Die Losung anstimmt zur Gewalt. | ||
Freiheit und Gleichheit! hört man schallen, | ||
Der ruhge Bürger greift zur Wehr, | ||
Die Straßen füllen sich, die Hallen, | ||
Und Würgerbanden ziehn umher, | ||
Das werden Weiber zu Hyänen | ||
Und treiben mit Entsetzen Scherz, | ||
Noch zuckend, mit des Panthers Zähnen, | ||
Zerreißen sie des Feindes Herz. | ||
Nichts Heiliges ist mehr, es lösen | ||
Sich alle Bande frommer Scheu, | ||
Der Gute räumt den Platz dem Bösen, | ||
Und alle Laster walten frei. | ||
Gefährlich ist's, den Leu zu wecken, | ||
Verderblich ist des Tigers Zahn, | ||
Jedoch der schrecklichste der Schrecken, | ||
Das ist der Mensch in seinem Wahn. | ||
Weh denen, die dem Ewigblinden | ||
Des Lichtes Himmelsfackel leihn! | ||
Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zünden | ||
Und äschert Städt und Länder ein. | ||
Freude hat mir Gott gegeben! | ||
Sehet! Wie ein goldner Stern | ||
Aus der Hülse, blank und eben, | ||
Schält sich der metallne Kern. | ||
Von dem Helm zum Kranz | ||
Spielt's wie Sonnenglanz, | ||
Auch des Wappens nette Schilder | ||
Loben den erfahrnen Bilder. | ||
Herein! herein! | ||
Gesellen alle, schließt den Reihen, | ||
Daß wir die Glocke taufend weihen, | ||
Concordia soll ihr Name sein, | ||
Zur Eintracht, zu herzinnigem Vereine | ||
Versammle sich die liebende Gemeine. | ||
Und dies sei fortan ihr Beruf, | ||
Wozu der Meister sie erschuf! | ||
Hoch überm niedern Erdenleben | ||
Soll sie im blauen Himmelszelt | ||
Die Nachbarin des Donners schweben | ||
Und grenzen an die Sternenwelt, | ||
Soll eine Stimme sein von oben, | ||
Wie der Gestirne helle Schar, | ||
Die ihren Schöpfer wandelnd loben | ||
Und führen das bekränzte Jahr. | ||
Nur ewigen und ernsten Dingen | ||
Sei ihr metallner Mund geweiht, | ||
Und stündlich mit den schnellen Schwingen | ||
Berühr im Fluge sie die Zeit, | ||
Dem Schicksal leihe sie die Zunge, | ||
Selbst herzlos, ohne Mitgefühl, | ||
Begleite sie mit ihrem Schwunge | ||
Des Lebens wechselvolles Spiel. | ||
Und wie der Klang im Ohr vergehet, | ||
Der mächtig tönend ihr entschallt, | ||
So lehre sie, daß nichts bestehet, | ||
Daß alles Irdische verhallt. | ||
Jetzo mit der Kraft des Stranges | ||
Wiegt die Glock mir aus der Gruft, | ||
Daß sie in das Reich des Klanges | ||
Steige, in die Himmelsluft. | ||
Zehet, ziehet, hebt! | ||
Sie bewegt sich, schwebt, | ||
Freude dieser Stadt bedeute, | ||
Friede sei ihr erst Geläute. |