Inhaltsangabe/Zusammenfassung
„Das Bildnis des Dorian Gray“ ist der einzige Roman von Oscar Wilde, einem der zugleich bekanntesten wie umstrittensten Schriftsteller im viktorianischen Zeitalter. Direkt nach seiner Veröffentlichung 1890 im Lippincott's Magazine avancierte das Werk zum Skandal. Der aufsehenerregende Roman spielt im dekadenten London des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Besessen von Jugend und Schönheit wünscht der junge Protagonist Dorian Gray, sein Porträt möge für ihn altern. Zu spät erst erkennt er, dass der Wunsch sich zwar erfüllt, seine Seele aber immer hässlicher wird. Unter anderem mit homoerotischen Anspielungen schockiert der Autor sowohl die englischen Kritiker als auch die Leserschaft. Später dient das anrüchige Buch als Beweismittel in einem Prozess, in dem Oscar Wilde im Jahr 1895 wegen Homosexualität zu Zuchthaus und Zwangsarbeit verurteilt wird.
Kapitelübersicht
Kapitel 1
Im Atelier des Malers Basil Hallward ist dessen alter Freund Lord Henry Wotton, genannt Harry, zu Gast. Auf einer Staffelei prangt das lebensgroße Portrait eines außergewöhnlich schönen jungen Mannes. Harry drängt Basil, das Werk auszustellen. Dieser aber windet sich in ablehnenden Erklärungen: Das Bild offenbare zu viel von ihm selbst. Harry zieht den Maler auf, bis er Basil gegen dessen Willen den Namen des Abgebildeten entlockt: Dorian Gray. Basil fürchtet, seine Beziehung zu Dorian zu beschmutzen. Er sieht ihn als das reine Schöne in einer hässlichen Welt. Harry aber ist treulos, eitel und abgebrüht. Widerwillig erläutert Hallward, wie er seit dem ersten Kennenlernen bei Lady Brandon völlig im Bann des Jünglings steht. Schon da scheint ihm, das Schicksal öffne ihm sowohl Freude als auch großes Leid. Harry bemerkt, Gewissen und Feigheit seien dasselbe. Er selbst wähle seine Freunde nach ihrer Schönheit. Als Dorian hinzukommt, fleht Basil Lord Henry an, den Jüngling nicht zu verderben.
Kapitel 2
Sofort weckt Harry Dorians Bewunderung und zieht ihn schmeichelnd ins Gespräch. Er findet Dorian tatsächlich makellos schön und rein. Basil wünscht den Lord loszuwerden. Doch Dorian selbst bittet diesen zu bleiben. Halb scherzend warnt Basil den Jüngling, nicht auf Harry zu achten. Denn dieser übe auf alle einen schlechten Einfluss aus. Harry glaubt an keinerlei guten Einfluss, denn wann immer ein Mensch einen anderen beeinflusse, zwinge er diesem ein Stück seiner Seele auf. Harry unterweist Dorian, besser zu sündigen als später verlorene Eindrücke und Sehnsüchte zu bedauern. Zufrieden beobachtet er Dorians Verwirrung. Dieser fühlt sich erkannt, mag und fürchtet den Lord gleichermaßen. Unter vier Augen pflanzt Harry dem arglosen Jüngling die Angst vor dem Verlust von Jugend und Schönheit ein. Als das Bildnis fertig ist, erkennt Dorian erstmals seine eigene Schönheit und wünscht unter Tränen, das Bild möge statt ihm altern. Basil schenkt Dorian das Portrait.
Kapitel 3
Am nächsten Tag begibt sich Lord Henry zu seinem Onkel, Lord Fermor, um von diesem Mann der Gesellschaft Informationen über Dorian zu beziehen. So erfährt Harry: Dorians bildschöne Mutter ist mit einem armen Burschen durchgebrannt. Ihr Geliebter ist jedoch kurz nach der Hochzeit in einem Duell gestorben. Da auch die Mutter bald darauf zu Tode gekommen ist, ist Dorian bei seinem Großvater Lord Kelso aufgewachsen. Gerüchten zufolge hat Kelso das folgenschwere Duell inszeniert, um den nicht standesgemäßen Schwiegersohn loszuwerden. So ist Dorian zwar in reichen Verhältnissen, aber elternlos aufgewachsen. Lord Henry nimmt sich vor, den jungen Mann ganz zu beeinflussen und ihn sich so zu eigen zu machen. Bereits beim gemeinsamen Dinner im Hause Lady Agathas bezaubert er Dorian mit seiner Rede: Man solle den Genuss über alles stellen, Mitleid und Wohltätigkeit hingegen seien reine Verschwendung der eigenen Jugend.
Kapitel 4
Dorian ist Hals über Kopf in die schöne Schauspielerin Sibyl Vane verliebt, sie bedeutet ihm alles Bei einem Besuch in dessen Haus gesteht er Lord Henry seine Liebe zu der scheuen, sanften Siebzehnjährigen. Dorian berichtet ihm, sie arbeite in einem unbekannten kleinen Theater, sei aber ein großes Talent. Henry wirft ein, Frauen könnten nie Genies sein. Sie dienten einzig zur Dekoration. Doch Dorian verteidigt Sibyl und schwärmt davon, wie er die Schöne vor drei Wochen in der Vorstellung von Romeo und Julia kennengelernt hat. Jeden Abend geht er nun ins Theater, um sie zu sehen. Sie nennt ihn Prinz Zauberhaft. Da Harry sich zwar forschend interessiert, aber abschätzig zeigt, lädt Dorian ihn und Basil ins Theater ein, um Sibyl mit eigenen Augen zu erleben.
Kapitel 5
In ihrem ärmlichen Wohnzimmer schwelgt Sibyl in ihrem Liebesglück. Doch ihre Mutter ermahnt die junge Frau, sich besser auf ihr Schauspiel zu konzentrieren, schon allein wegen der Geldsorgen, in denen die Familie steckt. Doch leidenschaftlich beteuert Sibyl, auch dieses Problem werde Prinz Zauberhaft zu lösen wissen. Als die Mutter erfährt, dass der Schöne auch noch reich ist, ändert sie ihre Argumentation und drängt auf eine Hochzeit. Die Tochter will hingegen einfach in dankbarer Freude die Tatsache genießen, dass ein solche Mensch gerade in sie verliebt zu sein scheint. Sibyls jüngerer Bruder James reist als Seemann nach Australien. Bei der Liebesangelegenheit der Schwester hat er kein gutes Gefühl. Allerdings ist sie bereits mit Prinz Zauberhaft verlobt. James droht, den Fremden zu ermorden, sollte dieser der Schwester wehtun.
Kapitel 6
Als Basil von der Verlobung erfährt, gerät er in Sorge. Er fürchtet, eine Hochzeit mit einem einfachen Mädchen weit unter Stand könnte Dorians Leben ruinieren. Anders als Harry nimmt er Dorians Gefühle für die junge Frau jedoch ernst und glaubt an dessen Liebe. Gleichzeitig glaubt er betrübt, den Jüngling nun völlig verloren zu haben. Lord Henry äußert zynisch, Dorian möge das Mädchen heiraten und sich ein halbes Jahr später von einer anderen verführen lassen. Als Dorian selbst zu den beiden stößt, versucht er sie weiter von seiner Geliebten zu überzeugen: Jeder Mann, der ihr wehtun könne, müsse ein wahres Biest sein. Harry hält jedoch vielerlei Argumente gegen das Wesen der Frauen bereit. Schließlich begeben sich alle drei auf den Weg in das kleine Theater.
Kapitel 7
Beim Anblick der jungen Schauspielerin, muss selbst Lord Henry ihren Liebreiz eingestehen. Ihre Darbietung verläuft allerdings enttäuschend. Sie spielt aufgesetzt, kalt und gefühllos. Dorian kann es nicht fassen, kennt er doch ihr wahres Talent. Entsetzt stellt er sie in der Kabine zur Rede. Doch die glückliche Sibyl sieht darin einen Beweis ihrer Liebe: Bisher hat sie nur für die Theaterwelt gelebt und Emotionen einzig gespielt. An Dorian Seite will sie die großen Gefühle von nun an lieber wahrhaftig erleben. Mit brutaler Heftigkeit macht Dorian ihr daraufhin deutlich, dass seine Liebe jedoch gerade der Künstlerin gegolten hat, die sie nun nicht mehr ist. Sibyl wirft sich ihm erschrocken zu Füßen. Dorian bleibt ungerührt und verlässt die schluchzend am Boden Liegende. Zurück zu Hause bemerkt er eine Veränderung an dem Bildnis: einen grausamen Zug um den Mund. Er erkennt mit Schrecken, dass das Bild anstelle von Dorians Gesicht durch dessen Fehler gezeichnet und entstellt wird. Daher beschließt er, sich dem Einfluss Lord Henrys zu entziehen.
Kapitel 8
Verzweifelt versucht Dorian am nächsten Morgen zu ergründen, welche Verbindung zwischen seinem Handeln und den Farben auf der Leinwand besteht. Er ignoriert einen Brief von Lord Henry und liest stattdessen nur die sonstige Post. Reue steigt in ihm auf und er schreibt Sibyl einen leidenschaftlichen Liebesbrief mit der Bitte um Verzeihung. Da erscheint plötzlich Harry selbst und teilt ihm mit, dass Sibyl sich gestern Abend vergiftet hat. Gleichzeitig beschwört er Dorian, sich nicht in die Sache verwickeln zu lassen. Nach einem ersten starken Schmerzempfinden reagiert Dorian tatsächlich mit Gleichgültigkeit. Vielmehr denkt er an die Auswirkung auf das Porträt und bezeichnet Sibyls Selbstmord als selbstsüchtig. Harry bestärkt ihn darin und tut das Geschehnis als romantische Tragödie ab. Von nun an will Dorian sich nur noch seinem Genuss widmen. Weitere Entstellungen des Bildnisses nimmt er in Kauf.
Kapitel 9
Basil schildert Dorian am nächsten gefühlvoll sein Mitleid. Das hat er bereits am Vorabend tun wollen. Als er Dorian nicht zu Hause angetroffen hat, ist ihm mitgeteilt worden, der junge Herr befinde sich bei einem Opernbesuch. Das hält Basil nach dem entsetzlichen Vorfall für unmöglich. Doch Dorian belehrt ihn kühl eines Besseren: Tatsächlich war er in der Oper, hat Harrys Schwester kennengelernt und sich amüsiert. Er will sich Gefühlen nicht mehr ausliefern, sondern sie beherrschen. Zwar ist Basil erschüttert, glaubt aber dennoch weiter an das Gute in dem Freund. Er lässt sich hinreißen, ihm seine frühere Anbetung zu gestehen. Inzwischen hat er jedoch erkannt, dass ein Bild nicht mehr sei als Leinwand und Farbe. Daher will er das Porträt nun doch zur Ausstellung freigeben. Freundschaftlich, aber entschieden weigert sich Dorian, das Bild herauszugeben.
Kapitel 10
Immer mehr ergreift Dorian die Panik, jemand könne das entstellte Bildnis sehen. Daher verhängt er es und lässt es in ein entlegenes, nur ihm selbst zugängliches Zimmer seines Anwesens bringen. Kurz bedauert er, sich Basil nicht anvertraut zu haben. Dorian hat die aufrichtige Liebe des Freundes gespürt. Vielleicht hätte sie ihm helfen können, sowohl Lord Henrys Einfluss als auch seinen eigenen dunklen Trieben zu widerstehen. Aber dafür hätte er Basil enthüllen müssen, was mit dem Bild geschehen ist. Doch in diesem Moment erhält er eine Sendung von Harry: eine Zeitung mit einem rot angestrichenen Artikel zu Sibyls Tod. Dabei liegt ein gebrauchtes Buch über einen jungen Pariser, der alle Leidenschaften und Launen auslebt. Dorian beginnt zu lesen und ist nach wenigen Seiten völlig gefesselt. Wie Gift scheint das Buch das Gehirn zu betäuben.
Kapitel 11
In den nächsten rund achtzehn Jahren steht Dorian unter dem vergiftenden Einfluss des Buches. Äußerlich bleibt er ein außergewöhnlich schöner und jugendlicher Mann. Das Bildnis aber sieht zunehmend verkommener aus. Daran kann Dorian den Verfall seiner eigenen Seele ablesen. Dieser angstvollen Beobachtung setzt er die Zerstreuung durch exzessive Genüsse entgegen. Manchen Menschen imponiert er durch seinen verwegenen Lebensstil. Doch gleichzeitig ruft sein zerstörerisches Verhalten Abscheu und Misstrauen hervor.
Kapitel 12
Am Vorabend seines 38. Geburtstages erhält Dorian Besuch von Basil. Dieser berichtet ihm von schlimmen Gerüchten, die über Dorian als Lebemann im Umlauf sind. Einst unbedarfte Jünglinge sollen durch Dorians Einfluss verhängnisvollen Lastern verfallen sein oder sogar Selbstmord begangen haben. Basil fleht Dorian an, ihm die Wahrheit über dies alles zu sagen und sich dem Guten zuzuwenden. Denn wirklich Böses kann er beim Anblick des so makellosen Gesichtes seines Freundes nicht glauben. Dorian reagiert zunehmend höhnisch und ungehalten. Er sieht den Maler als Urheber seines Verderbens, weil er das grauenvolle Bild erschaffen hat. Nun will er ihm enthüllen, was das Werk über Dorians wahre Seele nach außen trägt. Somit führt er ihn in das verborgene Zimmer, in dem er das verunstaltete Porträt versteckt hält.
Kapitel 13
Als Dorian dem Maler das Bild enthüllt, schreit dieser vor Entsetzen auf. Kaum kann er darin sein eigenes Werk wiedererkennen: Es hat die Augen eines Teufels. Er erklärt, die Farben müssten in dem feuchten Raum geschimmelt sein. Doch bei genauerer Prüfung muss er sich eingestehen, dass der entsetzliche Verderb von innen kommt. Wenn der Anblick tatsächlich Dorians Leben widerspiegelt, dann muss es noch schlimmer bestellt sein, als die Gerüchte sagen, fürchtet Basil. Dorian beobachtet mit Genugtuung den Schrecken des Künstlers. Daraufhin wirft er Basil vor, mit dem Bild damals erst die Eitelkeit in ihm geweckt zu haben. Dadurch habe nicht Dorians Lebenswandel das Bild, sondern das Bild ihn zerstört. In einem Anfall rasender Wut ermordet Dorian den Freund mit unzähligen Messerstichen. Ungerührt lässt er den Toten in der Kammer sitzen und macht sich sofort daran, die Tat zu vertuschen.
Kapitel 14
Nach friedlichem Schlaf schlürft Dorian am nächsten Morgen zunächst eine Tasse Schokolade. Dann lässt er den versierten Chemiker Alan Campbell rufen. Auch mit diesem verbindet Dorian eine zwielichtige Vergangenheit im Sinne der schändlichen Gerüchte, auf die Basil kurz vor seinem Tod angespielt hat. Der junge Mann kommt unwillig und wie unter Zwang in das Haus Dorians. Ohne Umschweife offenbart Dorian dem Gast, dass in einer Dachkammer ein Mann sitzt, den er ermordet hat. Der Chemiker soll sich um die Beseitigung der Leiche kümmern. Je mehr Alan sich weigert, desto stärker setzt Dorian ihn unter Druck. Schließlich begibt sich der Chemiker in die Kammer und löst Basils sterbliche Überreste in Salpetersäure auf.
Kapitel 15
An demselben Abend ist Dorian in den Salon von Lady Narborough eingeladen. Auch Lord Henry und weiter Personen der gehobenen Gesellschaft sind vor Ort. Die typischen Gespräche unter Harrys Einfluss nehmen ihren Lauf, doch Dorian kann sich nicht so recht beteiligen. Er wirkt verstört und hat beim Diner keinen Appetit. Er eilt nach Hause, um Basils Mantel sowie dessen Tasche aus dem Geheimfach zu nehmen, in dem er sie vorab verstaut hat. Nun verbrennt er die Sachen im Kaminfeuer. Anschließend lässt er sich von einem Kutscher in eine entlegene Gegend an der Themse fahren.
Kapitel 16
Um die schreckliche Tat zu verdrängen, will Dorian in einem schmutzigen Hafenviertel seine unbändige Gier nach Opium stillen. Mit dem Rauschmittel hat er sich schon früher das Vergessen erkauft. Während der Fahrt beruhigt er sich mit dem Gedanken, dass Basil kein Recht gehabt hat, ihm so furchtbare Dinge zu sagen. Zwischen Fabrikgebäuden gelangt er in eine heruntergekommene Opium-Bar. Dort trifft er andere Menschen wieder, die durch seinen schlechten Einfluss in die Misere geraten sind. Er gerät in ein Wortgefecht mit einer Dirne, die ihn abschätzig Prinz Zauberhaft nennt. Darauf wird ein Seemann aufmerksam: Es ist James Vane. Draußen will er den Mann umbringen, der seine arme Schwester vor 18 Jahren in den Tod getrieben hat. Doch Dorian zeigt ihm sein jugendliches Gesicht und macht ihn glauben, er sei zu jung um der Gesuchte zu sein. Erst als er ihn bereits laufen gelassen hat, erfährt James die Wahrheit.
Kapitel 17
Eine Woche darauf gibt Dorian eine kleine Gesellschaft auf seinem Landsitz. Nachdem er sich kurz aus einem Gespräch mit Lord Henry und weiteren Gästen entfernt hat, um in den Wintergarten zu gehen, hören die Anwesenden einen dumpfen Knall. Daraufhin finden sie Dorian ohnmächtig mit dem Gesicht auf dem Fußboden liegend. Er wird auf ein Sofa gebracht und kommt zitternd wieder zu sich. Doch will er sofort zurück zu der Gesellschaft in den Salon, denn er fürchtet sich, allein zu sein. Folgendes hat ihn bis zur Ohnmacht erschreckt: Am Fenster des Wintergartens ist ihm plötzlich das Gesicht James Vanes' erschienen.
Kapitel 18
In Todesangst verbarrikadiert Dorian sich am nächsten Tag in seinem Zimmer. Reue über das Verbrechen an seinem Freund Basil erfasst ihn mit Wucht. Als Lord Henry ihn besucht, findet er Dorian in Weinkrämpfen aufgelöst. Erst nach zwei Tagen traut Dorian sich wieder nach draußen und nimmt an einem Jagdausflug in den Wald teil. Dabei erschießt einer der Teilnehmer versehentlich einen Mann. Der Schütze hat den Getroffenen für ein Tier gehalten, weil dieser sich im Dickicht versteckt hat. Später kann Dorian den Toten als James Vane identifizieren. Er schreit vor Erleichterung auf und glaubt sich gerettet.
Kapitel 19
Dorian eröffnet Harry, sich von nun an grundlegend wandeln zu wollen. Er ist entschlossen, dem Ideal des guten Menschen zu folgen. Denn zu viel Schreckliches hat er bereits getan. Eine erste gute Tat hält er sich bereits zugute. Denn er hat ein schönes Dorfmädchen verlassen, um es nicht zu beschmutzen. Lord Henry wirft er vor, ihn mit dem Buch vergiftet zu haben und verlangt, dass dieser das Werk niemandem mehr geben solle. Harry lacht darüber und meint, Dorian könne sich gar nicht ändern. Das Gespräch kommt auf Basil: Er wird noch immer gesucht. Harry geht davon aus, dass Basil entweder untergetaucht oder tot sei - in beiden Fällen will er nicht weiter über den Maler nachdenken. Der Chemiker Alan Campbell hat sich unterdessen umgebracht.
Kapitel 20
Dorian erkennt klar, wie fürchterlich sich seine Seele entwickelt hat. Jetzt versteht er, dass es sein eitler Wunsch nach ewiger Jugend war, der ihn ins Verderben gestürzt und zum Scheusal gemacht hat. Doch nun will er ein neues Leben anfangen. Er kann nicht glauben, dass er sich nicht ändern könne. Schließlich weiß nur das Bildnis von seinen Schandtaten. Er will es auslöschen und mit ihm die Vergangenheit. Somit nimmt er das Messer, an dem auch Basils Blut klebt, und sticht auf das Porträt ein. Gleichzeitig stirbt Dorian Gray mit einem fürchterlichen Schrei. Sein totes Gesicht sieht bis zur Unkenntlichkeit verlebt und widerwärtig aus. Auf dem Gemälde hingegen erstrahlt er in seiner jugendlichen Herrlichkeit.