Inhaltsangabe, Gedicht-Analyse und Interpretation
In der Parabel „Die Stachelschweine“, geschrieben von Arthur Schopenhauer im Jahre 1851, geht es um das Zusammenleben mehrerer Stachelschweine in Extremsituationen, welches auf die Menschen und deren Fehler und Probleme übertragen wird. Durch die zwei Extremzustände im ersten Teil stellt Schopenhauer die Bedürfnisse und Fehler der Gesellschaft dar und durch die Interpretation im zweiten Teil stellt er die Intelligenz dieser in Frage. Dies soll im Folgenden näher erläutert werden.
Formal lässt sich sagen, dass die Parabel in zwei Teile gegliedert ist. Der erste Teil erzählt von den Stachelschweinen und deren Problemen der Kälte und der Stacheln. In dem zweiten Teil interpretiert Schopenhauer den ersten Teil und überträgt das Verhalten der Stachelschweine auf das der Menschen.
In dem ersten Teil der Parabel benutzt Schopenhauer ausschließlich Hypotaxen, um dem Leser dazu zu bringen, den Text mehrmals zu lesen. Dies erzeugt eine Art Reflexion auf der Seite des Lesers und dieser muss mehrmals über das Thema nachdenken. Der komplexe und lange Satzbau soll auch das komplexe Thema widerspiegeln, mit dem Schopenhauer den Leser konfrontiert. Die Parabel besteht aus nur drei langen Sätzen, einer von denen ist: „Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich [...] zusammen, um [...] sich vor dem Erfrieren zu schützen“ (Z. 1-4).
Außerdem stellt Schopenhauer eine Verbindung zwischen der Bildebene und der Sachebene her, indem er den ersten Teil der Parabel im zweiten erklärt und auf die Gesellschaft der Menschen überträgt. Die Stachelschweine im ersten Teil stellen die Gesellschaft der Menschen dar. Die Stacheln der Stachelschweine, die diese auseinander treiben, stellen die „widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler“ (Z. 14-15) dar. Die Kälte, die die Stachelschweine gegenseitig anzieht, repräsentiert „das Bedürfnis der Gesellschaft“ (Z. 12) und die anziehenden Eigenschaften. Der Kompromiss der mittleren Entfernung ist „die Höflichkeit und feine Sitte“ (Z. 18). Schopenhauer stellt diese Vergleiche auf, um den Menschen und der Gesellschaft auf eine absurd einfache Weise nahe zu bringen, wie einfältig und auch dumm diese ist. Auch andere Werke und Sprüche von ihm kritisieren die Gesellschaft und bezeichnen diese als flach und einfältig.
Schopenhauer benutzt weiterhin auch Inversion1 im ersten Teil: „Jedoch bald empfanden sie die gegenseitigen Stacheln“ (Z. 4). Diese Inversion betont „bald“ und die „Stacheln“, welches das menschliche Verhalten widerspiegeln soll: Die Menschen und die Gesellschaft braucht nicht lange, bis sie sich untereinander hassen. Dies soll wiederum die Fehler der Gesellschaft zeigen und diese kritisieren.
In dem zweiten Teil erläutert und interpretiert Schopenhauer seinen ersten Teil. Dadurch lässt er keinen Raum für die eigene Meinung und Sichtweise des Lesers, da dieser mit einer Antwort und Erklärung des ersten Teils konfrontiert wird. Dadurch impliziert Schopenhauer, dass der Leser, und damit die Gesellschaft, nicht in der Lage sei, so etwas zu tun: Die Gesellschaft sei dumm. Um dies auf die Spitze zu treiben, benutzt Schopenhauer Beispiele aus dem echten Leben, zum Beispiel „die Höflichkeit und feine Sitte“ (Z. 18). Schopenhauer benutzt solch ein Beispiel, um das Thema dem Leser verständlicher zu machen, da er stark an dessen Intelligenz zweifelt.
Außerdem benutzt er ein englisches Zitat: „Dem, der sich nicht in dieser Entfernung hält, ruft man in England zu: keep your distance!“ (Z. 18-20). Damit kritisiert er die Gesellschaft und sagt, dass diese sich ein Beispiel an den Engländern nehmen solle.
Der olympische Erzähler den Schopenhauer wählt, ist allwissend und wirkt deshalb auch sehr arrogant. Dadurch, dass der Erzähler im zweiten Teil alles erklärt, wirkt er nicht nur arrogant, weil dieses Verhalten die Intelligenz des Lesers in Frage stellet, aber auch, weil dieser nicht direkt zum Leser spricht. Dies macht ihn abgehobener und degradiert den normalen Leser und damit auch die Gesellschaft auf einen niedrigeren und unwichtigeren Rang.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Schopenhauer mit seiner Parabel „Die Stachelschweine“ die Bedürfnisse und Fehler der Gesellschaft darstellen will, aber auch die Intelligenz des normalen Lesers und der Gesellschaft mit seinem zweiten Teil in Frage stellt. Die Parabel ist auch auf manche Situationen meines alltäglichen Lebens übertragbar, jedoch oft nicht in diesem deutlichen und extremen Ausmaß.