Inhaltsangabe, Analyse und Interpretation
Der vorliegende Text ist ein Sonett1, das von Andreas Gryphius 1637 geschrieben wurde und aufgrund des erkennbaren, typischen Motives "memento mori" dem Zeitalter des Barock eindeutig zuzuordnen ist. Das lyrische Ich übt in diesem Werk sehr eindringliche Kritik an der Welt bzw. am Menschen und berichtet von seinem schweren Lebensweg und verabschiedet sich gleichzeitig von der Welt in den erlösenden Tod.
Das Gedicht besteht nach dem Schema eines Sonetts aus zwei Quartetten und zwei Terzetten. In den Quartetten wird das Leitmotiv der See (Z. 1, 2 ,4, 6, 8) sehr stark aufgegriffen und symbolisch für das Leben des lyrischen Ichs eingesetzt. Insgesamt haben beide Quartette einen sehr mahnenden Charakter.
Die Terzette hingegen drücken den Abschied von der Welt und die damit verbundene Erlösung aller Angst, Pein und Schmerzen (Z. 11) aus. Dieser erlösende, wohltuende Aspekt steht dem Inhalt der Quartette regelrecht antithetisch gegenüber. Das besondere Versmaß des Alexandriner drückt eine weitere klare Trennung zweier Aspekte sogar innerhalb der Strophen aus.
Der ersten Strophe liegt das Reimschema des umarmenden Reims zu Grunde, das sich auch im Endreim durch den Wechsel von männlichen und weiblichen Kadenzen2 verdeutlicht. Dies unterstreicht die schon benannte Trennung des Alexandriners in zwei Abschnitte noch zusätzlich. Auch das Enjambement3 vom ersten zum vierten, stellt eine Grenze zum zweiten und dritten Vers dar. Der Übergang zwischen dem ersten und dem zweiten Vers wird jeweils durch den Parallelismus von Teilen des ersten und des zweiten Verses geschaffen. Im ersten Vers wird das Schiff symbolisch für das lyrische Ich personifiziert. Es soll den Schwierigkeiten des Lebens, die sich im zweiten und dritten Vers metaphorisch am Leitmotiv ausrichten standhalten. Durch jeweils eine Anapher4 wird der zweite mit dem dritten Vers verbunden. Der vierte Vers steht jedoch völlig für sich. Er deutet schon jetzt darauf hin, dass es dem lyrsichen Ich nicht gelingt, die Schwierigkeiten zu überwinden, da seine Seele den Situationen nicht standhält (vgl. Z.4) und sein Leben, mit der Einfahrt in den symbolischen Hafen beendet ist.
Die zweite Strophe ist genau wie die Erste auch im umarmenden Reim geschrieben. Jedoch bilden hierbei jeweils die beiden aufeinander folgenden Verse einen Sinnabschnitt. Sie beschreiben ganz konkret weitere schwere Situationen im Leben des lyrischen Ichs. In den ersten zwei Versen wird durch die Antithese5, dass „die Nacht im Mittag überfällt“ (Z. 5) die Nacht zum einen personifiziert aber auch gleichzeitig zur Metapher6 für ein unerwartetes Ereignis, das auch noch direkt durch den - an das Leitmotiv angelehnten - symbolischen „Blitz, der die Segel verbrennt“ (Z. 6) ausgenutzt wird. Dies könnte man als Kritik des lyrischen Ichs an schlechten Charakterzügen von Menschen deuten.
Der dritte und vierte Vers sind - wie vorher auch schon - mit Hilfe einer Anapher miteinander verbunden. Das lyrische Ich reflektiert über die Erfahrungen, die es bereits mit Menschen gemacht hat. Es stellt fest, dass es schon oft die Menschen, „Nord und Süd und den Wind“ (Z.7) verkannt hat und aber auch selbst einige „schadhaften“ (Z.8) Seiten an sich findet. Das lyrische Ich ist hier im Gegensatz zur ersten Strophe sehr objektiv und sucht nicht nur die Fehler bei anderen, sondern auch bei sich selbst.
Die dritte und die vierte Strophe sind im Schweifreim geschrieben, woran sich wieder der Wechsel zwischen männlicher und weiblicher Kadenz orientiert. Hier wird der in der ersten Strophe bereits angesprochene Tod im Symbol des Hafens noch einmal aufgegriffen und vertieft. Der Geist ist hier personifiziert und als müde bzw. ängstlich vor dem nahenden Tod dargestellt. Er wird durch die Anapher „Steig aus“ sogar doppelt aufgefordert, das symbolische Schiff in den Tod zu verlassen, während im antithetischen Gegensatz dazu die Seele in der ersten Strophe förmlich darauf drängt, den erlösenden Hafen zu erreichen. Daraus könnte man schließen, dass Sprecher im Gedicht, der den Geist mit sehr euphemistischen Versprechungen vom Eintritt in den Hafen überzeugen will, ebenfalls die Seele ist. Dies verdeutlicht quasi nach dem Engel-Teufel -Prinzip die Spaltung des Menschen in zwei Teile.
In der vierten Strohe löst sich der vorher gestellte Konflikt auf. Mit dem Abschied des lyrischen Ichs von der Welt ist klar, dass die Seele über den Geist gesiegt hat. Das lyrische Ich verflucht die schlechte Welt als „See voll rauher Stürme“ (Z.12) wünscht jedoch als Antithese dazu hoffnungsvoll seinem Vaterland „Glück und Ruh“ (Z. 13f.) Am Schluss setzt das lyrische Ich als einzigen Ort voll Schutz und Frieden die Metapher des „ewig lichten Schlosses“ als Symbol für den Himmel und das Paradies ein.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass sich das lyrische Ich in einer Gesellschaft voller schlechter Menschen und Hindernisse nicht leben kann, obwohl es selbst einige schlechte Seiten an sich feststellt erhofft es sich eine bessere, erlösende Welt, obwohl es auch Zweifel hat, was im Gedicht durch den Geist verdeutlicht wird und typisch für den Barock ist.