Inhaltsangabe/Zusammenfassung, Szenen-Analyse und Interpretation
In dem Film „Das Parfum“, erschienen im Jahre 2006, angelehnt an den Roman von Patrik Süskind „Das Parfum“, geht es um das Leben eines geruchlich sehr begabten Mannes, Jean-Baptiste Grenouille. Er wird im 17. Jahrhundert in Paris geboren und wächst als Waisenkind auf. Im Laufe seines Lebens bringt er 26 junge Frauen wegen ihres Geruches um. Die im Folgenden analysierte Szene handelt von Grenouille, wie er abends in den Gassen von Paris eine junge Mirabellenverkäuferin verfolgt, die seiner Meinug sehr gut riecht. Die Szene ist relativ am Anfang des Filmes, sodass Grenouille so einen wunderbaren Geruch noch nie begegnet ist. Mit den in dieser Szene angewendeten filmischen Mitteln will der Regisseur das geruchliche Erlebnis von Grenouille visualisieren. Dies soll im Folgenden näher erläutert werden.
Zunächst visualisiert der Regisseur das Geruchserlebnis von Grenouille, indem er Musik verwendet. Als Grenouille den Geruch des Mirabellenmädchens zum ersten Mal riecht, ertönt eine einzige Sopranstimme einer Frau. Sie pausiert kurz während Grenouille versucht, den Geruch des Mädchens zu lokalisieren und einzuordnen, sie fängt jedoch wieder zusammen mit einem Chor, einem Streichorchester und einer Harfe an, als er den Geruch und das Mädchen gefunden hat. Die Sopranstimme, die erst alleine singt, stellen die ersten Bestandteile oder Fetzen des wundervollen Geruchs dar und weckt die Neugier und Entdeckungslust in Grenouille. Man könnte sagen, dass diese Stimme wie eine lockende Hand wirkt, die einen immer weiter anzieht und führt. Als die Sopranstimme jedoch verschwindet und nur noch die schnellen Schritte Grenouilles zu hören sind, wird eine hektische und unangenehme Atmosphäre erzeugt. Der Zuschauer soll Grenouilles Unruhe empfinden und selbst unruhig werden, da Grenouille diese lockende Hand, also den Geruch des Mädchens, kurzzeitig verloren hat. Als der Geruch wiedergefunden wird und das Streichorchester mit der Harfe und dem Chor wieder anfängt zu spielen, wird eine paradiesische Stimmung erzeugt. Diese expressive Funktion der Musik, welche paraphrasierend benutzt wird, soll den Zuschauer hauptsächlich die eigentliche entfaltete Schönheit des Geruches, aber auch die Freude Grenouilles über diesen Geruch zeigen. Die Musik erschafft sogar ein klischeehaftes Bild von einem Paradies in dem Kopf des Zuschauers. Dies widerspricht dem Bild dieser Szene, den dunklen Gassen von Paris. Deshalb kann diese Musik auch eine Kontrapunktierung sein.
Außerdem visualisiert der Regisseur den Geruch der jungen Frau, indem er verschiedene Farben für die Figuren benutzt. Die junge Frau hat rote Haare und ist durchgehend relativ hell belichtet, sodass die roten Haare auch zum Vorschein kommen. Ihre Haut ist außerdem nicht verdreckt, so wie Grenouilles, und selbst ihre Sommersprossen sind noch deutlich erkennbar. Rote Haare sind in der Gesellschaft mehr oder weniger selten, was auch auf die seltene Schönheit des Geruches des Mädchens widerspiegeln soll. Dieser Geruch ist so selten und deshalb auch extrem besonders. Rot, eine Farbe für Sünde, aber auch Liebe und Lust, soll auch Grenouilles Lust auf diesen Geruch und die Lust diesen Geruch weiter und stärker zu riechen, zeigen. Diese Farbe könnte aber auch eine Vorausdeutung auf den bevorstehenden Mord an diesem Mädchen sein. Die Sommersprossen auf der extrem reinen Haut des Mädchens sind ein visuelles Schönheitsmerkmal. Dieses visuelle Schönheitsmerkmal könnte auch ein Zeichen für die geruchliche Schönheit des Mädchens sein. Durch die visuelle Schönheit also erfährt der Leser, dass das Mädchen ein solch himmlischen Geruch besitzt. Grenouille hingegen trägt unauffällige schwarze Kleidung und hat ein dreckverschmiertes Gesicht. Farblich wird er deshalb nicht schön, sondern unauffällig dargestellt. Dadurch wird die Aufmerksamkeit auf das Mädchen geleitet, sodass der Zuschauer ihre visuelle und letztendlich geruchliche Schönheit erfährt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Regisseur des Filmes „Das Parfum“ in der ausgewählten Szene die Schönheit des Geruches des Mirabellenmädchens durch verschiedene filmische Mittel darstellt. Er benutzt Musik und Farbe um die zu zeigen, wie göttlich der Geruch des Mädchens ist. Es ist zu beachten, dass der eigentliche Geruch in dessen Bestandteilen nicht für diese Szene visualisiert werden muss, sondern einzig und allein nur die Schönheit des Geruchs gezeigt werden muss. Persönlich finde ich diese Darstellung sehr gelungen, da sie das, was sie versucht zu überbringen, auch sehr gut, aber auch insbesondere subtil überbringt.